Stachelige Baumeister

Weiß blüht die Schlehe im Vordergrund. Sie bildet einen schützenden Mantel für aufkommende Eichen.

Aber warum wachsen Eichen, obwohl die Weidetiere doch alles verschlingen, was ihnen vor die Mäuler kommt? „Verantwortlich hierfür ist die Schlehe“, sagt Professor Pott und zeigt auf eine zwei Meter hohe Eiche, die unverkennbar inmitten eines stacheligen Gebüsches in die Höhe drängt. „Die Schlehe wehrt sich mit Dornen gegen Fressfeinde, und außerdem kann sie sich mit unterirdischen Ausläufern, ihrer ‚Wurzelbrut‘, auch in beweidete Flächen ausbreiten. Andere Bäume siedeln sich im Inneren der Dornen an, wachsen in ihrem Schutz und werden am Anfang nur an den herausragenden Spitzen vom Vieh angefressen.“ Nach einigen Jahrzehnten seien die Bäume so groß geworden, dass sie das „Dornröschengebüsch“ um sie herum überragten, sagt Pott. „Kein hungriges Maul kann ihnen dann mehr etwas anhaben.“ Doch von Dankbarkeit für die stacheligen Helfer keine Spur: Die immer größer werdenden Eichen „schwächen durch ihren Schattenwurf die umstehenden Sträucher – solange, bis sie sterben“, erklärt der Geobotaniker. Übrig bleibe nur ein einzelner, durch den früheren Verbiss verformter Baum – nur scheinbar ein Beleg für urwüchsige Natur.